Gepäckfahrt auf Vltava und Labe (Moldau und Elbe)

Von Prag nach Dresden – eine besondere Gemeinschaftsfahrt 

Wer eine Kanutour in Tschechien plant, stellt sich malerische Flusslandschaften, historische Städte und laue Abende am Ufer vor. So ähnlich hatten wir uns auch unsere zweiwöchige Gepäckfahrt mit sieben Erwachsenen auf Moldau (Vltava) und Elbe (Labe) im Mai 2025 ausgemalt – eine offizielle Gemeinschaftsfahrt des DKV, organisiert durch die Paddler-Gilde Ludwigshafen. Doch das Wetter machte uns einen nassen Strich durch die Rechnung. Statt Frühlingssonne begleiteten uns Kälte, Regen und Wind. Die Herausforderung war groß – der Zusammenhalt aber größer. 

Prag als Auftakt – Stadt, Boote und Basislager 

Unsere Gruppe bestand aus vier Frauen und drei Männern, verteilt auf fünf Festkajaks und zwei Packrafts. Einige der Teilnehmenden kannten sich vorher noch nicht. Die Anreise erfolgte mit vier PKW aus allen Teilen Deutschlands – für eine Gepäckfahrt mit Zelten, Ausrüstung und sieben Teilnehmenden eine pragmatische Lösung.  Ausgangspunkt war der Campingplatz von H.G. Sports an der Wildwasserstrecke in Prag-Troja, am Vltava km 45,7. Ein idealer Ort: gut gelegen, paddelfreundlich – und mit direktem Anschluss an die Sehenswürdigkeiten der tschechischen Hauptstadt. 

Wir nutzten die ersten Tage zum Erkunden: vom „kleinen Eiffelturm“ auf dem Petřín über die Prager Burg bis zur Karlsbrücke und dem jüdischen Viertel – Prag zeigte sich von seiner besten Seite. Parallel organisierten wir die Logistik: Ein ganzer Tag war für den Autotransfer zum Zielort Dresden reserviert, damit am Ende der Tour alle Fahrzeuge vor Ort bereitstanden.

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Von Troja bis Mělník  

Die erste Paddel-Etappe startete direkt vom Wildwasserkanal Prag-Troja – von dort ging es rund 27 Kilometer flussabwärts nach Veltrusy. Auch dort befindet sich ein kleiner Wildwasserkanal mit ansässigem Kanuverein, bei dem wir freundlich aufgenommen wurden.  

Tags darauf paddelten wir weiter nach Mělník, wo die Vltava in die Labe mündet. Bei Vltava-Flusskilometer 10 zwang uns eine kurze Umtragestelle zum Landgang. Kaum ausgestiegen, ergoss sich über uns ein kräftiger Regenschauer – wir nutzten die Gelegenheit zur Mittagspause, bevor wir mit nasser, aber gelöster Stimmung die Boote in den nicht kanalisierten Teil der Vltava umsetzten und erstmals auch etwas Strömung genießen konnten.  

Die Mündung selbst war ein eindrucksvoller Moment: Direkt vor uns bog ein talfahrendes Frachtschiff von der Elbe in den Vltava-Kanal ein – unser erster Schiffskontakt der Tour.  

In Mělník gibt es keine offiziellen Campingplätze. Ein Tipp vom dortigen Ruderverein führte uns zur Plattform campu.eu, über die wir eine einfache, aber zweckmäßige Zeltwiese im ehemaligen Yachthafen fanden. Eine alte Toilette, keine Dusche – aber eine überdachte Hütte mit Sitzecke bot Schutz vor Regen, Gemütlichkeit und einen Platz zum Frühstücken. Der Ort wurde schnell zu einem kleinen Highlight – unperfekt, aber herzlich. 

Gegenwind, Kälte und ein neuer Plan 

Die folgende Etappe sollte uns von Mělník nach Roudnice bringen – rund 26 Kilometer auf der Elbe. Doch schon nach wenigen Kilometern frischte der Wind auf, Regen setzte ein, die Temperaturen fielen. Paddeln wurde zur Belastung. Gegen Mittag erreichten wir völlig durchgefroren die Stadt Štětí,  bei km 823. Dort baten wir im Ruderzentrum spontan um Unterschlupf – und wurden herzlich aufgenommen: heißer Tee, Kaffee, ein warmer Raum und freundliche Worte halfen nicht nur körperlich, sondern auch mental. 

Uns war klar: Die Tagesetappe muss abgebrochen werden. Wir telefonierten mit einem nahegelegenen Angler-Campingplatz – der Betreiber zögerte nicht lange, und kurz darauf konnten wir unsere Zelte auf seiner Wiese aufbauen. Eine heiße Dusche und ein gutes tschechisches Abendessen im nahegelegenen Restaurant Restaurace na Koreji in Hněvice ließen die Kälte des Tages langsam vergehen. Am nächsten Morgen dann die nächste Überraschung: Frost. Unsere Zelte waren überfroren. Der Tagesstart verzögerte sich entsprechend. Die Entscheidung fiel schnell: Wir paddeln nur bis Roudnice an km 810, eine kurze Etappe, um wieder Tritt zu fassen. Dort konnten wir wieder unsere Zelte an einem Wildwasserkanal aufschlagen und hatten noch genügend Zeit, um uns die Stadt anzuschauen, Proviant einzukaufen und abends gemeinsam Essen zu gehen.  

 

Treboutice, Brná und ein erster Abschied 

Nach der Übernachtung in Roudnice führte uns die nächste Etappe bis nach Třeboutice bei Kilometer 796,4. Dort fanden wir bei Wake & Fun eine überraschend gut ausgestattete Station mit Biergarten, gepflegten Sanitäranlagen und einer großzügigen Zeltwiese. Einziger Wermutstropfen: Die Eisenbahnlinie verläuft unmittelbar neben dem Gelände – der Schlaf kam hier in kurzen Etappen zwischen durchfahrenden Zügen. 

Tags darauf paddelten wir eine längere Strecke bis nach Brná bei Kilometer 771. Der Radler-Campingplatz dort bot alles, was wir nach einem langen Tag brauchten: eine solide Infrastruktur, Verpflegung vor Ort – und eine freundliche Atmosphäre. Für den nächsten Tag war jedoch erneut schlechtes Wetter gemeldet. Wir entschieden uns daher für einen Pausetag. Einige nutzten die Gelegenheit, mit dem Bus ins nahegelegene Ústí nad Labem zu fahren und sich dort die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen oder Lebensmittel für die kommenden Tage zu besorgen. 

In Brná trennten sich aber auch unsere Wege erstmals. Zwei Teilnehmende entschieden sich, die Fahrt zu beenden. Sie holten ihre PKWs aus Dresden zurück, verluden die Boote und verabschiedeten sich.  Die Gruppe war auf fünf Paddlerinnen und Paddler geschrumpft, die sich entschlossen, die Tour gemeinsam fortzusetzen. 

Letzte Etappe bis Děčín – und eine Entscheidung 

Am folgenden Tag brachen wir auf zur längsten Tagesetappe der Tour: rund 30 Kilometer bis nach Děčín zum dortigen Campingplatz an km 741,3. Das Wetter hielt sich besser als angekündigt, aber die Aussicht für die kommenden Tage war wenig verheißungsvoll: Dauerregen, starke Böen, Gewitterwarnungen. Bei einem weiteren Pausetag in Děčín und nach kurzem Austausch beschlossen wir einstimmig, nicht weiter zu paddeln, sondern die Tour gemeinsam mit ein paar schönen Tagen in Dresden zu beenden. 

Die verbleibenden Autos wurden nach Děčín geholt, und mit Sack und Pack traten wir die letzte Etappe – diesmal auf vier Rädern – nach Dresden an. Dort verbrachten wir gemeinsam noch zwei schöne Tage: Stadtbummel, gemeinsames Essen, gemütlicher Abschluss in einer warmen, trockenen Umgebung. Am 31. Mai war es dann so weit: Abschied. Die beiden Packrafter traten die Heimreise mit dem Zug an, die verbliebenen drei Teilnehmer*innen fuhren in zwei PKW zurück in ihre jeweilige Heimat. 

Schleusen, Sprache und smarte Vorbereitung 

Entlang unserer Strecke lagen insgesamt neun Schleusen – ein Thema, das auf Gepäckfahrten oft mit Unsicherheit verbunden ist. Dank etwas Vorbereitung war das für uns jedoch kein Problem. Ich hatte vor der Tour einen Tschechisch-Kurs an der Volkshochschule besucht, um mich im Alltag verständigen zu können. Diese Sprachkenntnisse erwiesen sich unterwegs als echter Türöffner – beim Einkauf, auf den Campingplätzen und insbesondere an den Schleusen. 

Ein kurzer Anruf beim Schleusenwärter, die Erklärung, dass wir eine Kanugruppe seien und wann wir ankommen würden – schon wurde für uns geöffnet. Die Telefonnummern der Schleusen habe ich anschließend in der Canua-App eingepflegt, zusammen mit Infos zu geeigneten Übernachtungsplätzen, guten Ein- und Ausstiegsstellen, damit es zukünftige Wanderpaddler einfacher haben, wenn sie ihre Touren entlang Vltava und Labe planen.  

Fazit 

Paddeln auf Vltava und Labe heißt, Europa aus der Wasserperspektive zu entdecken. Städte, Landschaften, Menschen, Sprache und Wetter – alles verändert sich, alles bewegt sich. Unsere Tour hat uns gezeigt, dass Abenteuer dort beginnen, wo Vorbereitung, Offenheit und Spontanität zusammenkommen.